Am vergangenen Samstag traten die Landeshauptstädter zum Duell der Motor-Teams beim Verbandsligaabsteiger aus Hennigsdorf an. Die Fahrt an den Nordberliner Rand trat der SV abermals mit einem kleinen, aber schlagkräftigen Kader an. Kapitän und Coach Hantscher meldete sich trotz Aufbautrainings nach seiner Knie-OP für die besonderen Momente des Spiels fit. Da man den Gegner nur auf dem Papier kannte, wurden alle Wissenskanäle angezapft. Ergebnis dessen war die Erkenntnis, dass sich die Gastgeber durch gnadenloses Umschalt- und Konterspiel mit einem starken Keeper als erste Umschaltstelle definieren. Mittels disziplinierten Rückzugsverhaltens sollte dem trotz der personellen Engpässe begegnet werden.
Den Babelsbergern gelang es, früh probate Mittel gegen die 5-1-Deckung der Hennigsdorfer zu finden und Chancen zu erspielen, welche jedoch konditionell einen hohen Aufwand bedeuteten. Allerdings benötigte der Heim-Keeper keine Warmlaufphase und trieb den Potsdamern vom Start weg Fragezeichen auf die Stirn und leitete mit punktgenauen Anspielen das Umschaltspiel ein. Durch eine gute Rückzugsbewegung gelang es dem SVMB zunächst, das Konterspiel der Hennigsdorfer im Rahmen zu halten. Stand die 6-0-Deckung der Gäste, so musste auch der Gastgeber hohen Aufwand für seine Abschlüsse betreiben. Zudem stand mit TW Hübner ein sicherer Rückhalt im Kasten. Die generelle Spielanlage der Landeshauptstädter wirkte im ersten Drittel des Spiels etwas reifer, wodurch man sich über die Zwischenstände von 5:4 und 7:6 beim 11:8 leicht absetzen konnte. Leider war dies nur eine Momentaufnahme. Den ersten Dämpfer galt es mit der Verletzung von RM Schick, der nicht wieder ins Spielgeschehen eingreifen konnte, nach knapp 18 Minuten zu verkraften. Wenige Minuten später folgte mit der Hinausstellung von RM Taxis nach glatter Roter Karte die nächste Hiobsbotschaft. Die Hennigsdorfer hatten auf eine 4+2-Deckung umgestellt, was die Babelsberger vor große Probleme stellte. Ergebnis waren technische Fehler und Einzelaktionen inklusive schwieriger Abschlüsse, die leichte Beute für den Gastgeber waren. Bis zum 15:15 blieb das Spiel noch ausgeglichen, doch bis zum Ende der Halbzeit nutzte die Heimtruppe die Fehler gnadenlos mittels freier Abschlüsse durch Konter aus – 16:21.
Durch mehr Bewegung ohne Ball sollte die sehr offensive Deckung der Hennigsdorfer auseinandergezogen werden, sodass vor allem RR Frahm nicht permanent in seinen Entscheidungen auf sich gestellt ist. Für die Deckung hieß die Devise: alle Mann im Vollsprint zurück. Die Differenz auf der Anzeigetafel kam fast ausschließlich durch die Kontertore zustande.
Zu Beginn der zweiten Hälfte blieb der Rückstand konstant bei fünf bis sechs Treffern, weil über viel läuferischem Aufwands im Angriff der freie Mann gefunden wurde. Eine Verkürzung kam jedoch nicht zu Stande, da der Hennigsdorfer Keeper sich in den Köpfen der Babelsberger festgesetzt hatte. Neben seinen starken Paraden spielte er punktgenaue Steilpässe, welche seine Vorderleute zu verwerten wussten. Ab Mitte der zweiten Hälfte führten die notwendigen Improvisationen aufgrund der dünnen Personaldecke sowie der konditionelle Verschleiß zu einem kontinuierlichen Anwachsen des Vorsprungs der Motoren vom Nordrand Berlins. Endgültig entglitt das Spiel mit der Verletzung von LA Milera nach ca. 45 Minuten und mit der wenig später erfolgten direkten Hinausstellung von RA Brandt. Aus diesen Gründen spielte der SVMB die letzten 13 Minuten in Unterzahl, da keine personellen Alternativen mehr vorhanden waren. Wenig Mitleid zeigend, nutzten dies die Hennigsdorfer über ihr Umschaltspiel um sich bis zum Ende auf 20 Tore abzusetzen – 26:46.
Auf dem Papier haben die Babelsberger eine ordentliche Klatsche mit nach Hause genommen. Unter den Umständen, in welchen sich das Spiel entwickelte, ist dies jedoch zu verschmerzen. Indikator für ein eventuell realistischeres Spielgeschehen waren sicherlich die ersten 20 Minuten des Spiels, in denen sich die Teams auf Augenhöhe begegneten. Es wäre interessant zu sehen gewesen, wie sich das Spiel ohne Hinausstellungen und Verletzungen entwickelt hätte. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Handball wird nicht im Konjunktiv entschieden. Die Motoren aus dem Norden haben verdient gewonnen, weil die Motoren aus der Landeshauptstadt zu häufig keine adäquaten Antworten auf die
einleitend erwähnten Stärken der Hennigsdorfer hatten. Aber: lieber einmal mit 20 Toren als 20-mal mit einem Tor verlieren.
Spielfilm: 1:2, 5:4, 12:10, 14:15, 15:20, 16:21 – 18:26, 20:26, 22:27, 23:35, 25:44, 26:46
Zeitstrafen: 5-5
Strafwürfe: 4/7-2/2
Es spielten und trafen: Hübner (TW)
Giese 6, Brandt 4, Hantscher 4/4, Milera 3, Frahm 3, Rötzler 3, Dittrich 2, Schick 1, Taxis
Das erste Saison- sowie Heimspiel bestritt der SV Motor wie bereits in der vergangenen Spielzeit gegen die Zweitvertretung der Handballspielgemeinschaft aus Teltow/Ruhlsdorf. Für die Motoren war es eine Art Re-Start nach einer Offseason, die mehrere personelle Änderungen bereithielt. Kapitän Hantscher ist in Personalunion neuer spielender Chefcoach. Unterstützt wird er durch den „dreiköpfigen“ Co-Coach bestehend aus Dittrich, Heintsch und Schick. Verlassen haben die 1. Mannschaft neben Spielertrainer Kegel auch die Kameraden Klippstein, Kliefert, Leuschner, Jeyabalan, Wahrenberg, Zabzinski und Kluczynski. Neuzugänge sind TW Korkow und LA Milera. In der Vorbereitung wurde konstruktiv, abwechslungsreich und mit hoher Intensität an den konditionellen Grundlagen gearbeitet, was aufgrund des verkleinerten Kaders hohe Priorität hatte. Neue spielerische Konzepte konnten erfolgreich in Trainings-, Testspielen und der ersten Pokalrunde eingeübt werden. Auf Basis dessen ging der SV trotz eines Mini-Kaders von acht Spielern zuversichtlich in das erste Saisonspiel. Dem gegenüber stand die HSG mit voller Kapelle.
Der SV startete fahrig in die neue Saison und lag prompt 0:2 hinten. In der Folge schüttelten die Motoren die Anfangsnervosität ab. Im Angriff zahlten sich die bis zum Erbrechen einstudierten Abläufe und das gewonnene Vertrauen in die Aktionen des Nebenmanns aus, da man stur dem von Coach Hantscher vorgegeben Matchplan folgte und so immer wieder zu guten Abschlüssen kam. In der Deckung war die Abstimmung bei Übergängen an den Kreis nicht optimal. Die HSG nutzte dies zu freien Abschlüssen und hielt ihren Vorsprung von zwei Treffern konstant über den Großteil der ersten Hälfte, wie die Zwischenstände von 2:4, 5:7, 8:10 belegen. Mit dem Treffer zum 11:12 nach knapp 22 Minuten hatte RM Harnisch zwar den Anschluss hergestellt, doch war dies der letzte Treffer der Landeshauptstädter in Hälfte 1. Zum einen musste der SV dem hohen eigenen Tempo in Verbindung mit der dünnen Personaldecke Tribut zollen, da die Konzentration in den Aktionen litt. Zum anderen scheiterte man vermehrt am gut parierenden Schlussmann der Gäste. Pausenstand: 11:15.
Mit der Spielanlage im Angriff war Coach Hantscher zufrieden, wünschte sich lediglich in manchen Situationen noch einen Pass mehr zu spielen, da so noch klarere Chancen zustande kommen. Im Abwehrverbund sprach er an, dass die Übergänge besser verteidigt werden müssen, weil die HSG zu häufig mit diesem Mittel Erfolg hatte.
Die Vorgaben für das Positionsspiel beherzigend, wurden Kombinationen zielstrebig umgesetzt. Gepaart mit manch gelungener Einzelaktion sowie einigen Treffern aus der ersten und zweiten Welle erzielten die Motoren ihre Treffer. Einer besseren Ausbeute stand nach wie vor der gute Gästekeeper im Weg. Hauptgrund für den konstanten Rückstand von vier bis sechs Treffern bis in die Crunchtime hinein blieb allerdings die ausbaufähige Kommunikation und Zuordnung bei Übergängen und Einläufern an den Kreis. Die HSG schuf immer wieder Verwirrung in der Motor-Deckung und spielte ihrerseits ihre Konzepte konsequent aus, bis der freie Mann gefunden war. Zehn Minuten vor Schluss stand es daher 23:28. Mit der Umstellung auf eine 5:1-Deckung hatte Coach Hantscher für die Schlussphase den richtigen Pfeil noch im Köcher. RR Frahm auf der Spitze störte die Abläufe des HSG-Rückraums, welche Auslöser für die Übergangkonzepte waren, so gekonnt, dass das Tempo in deren Aktionen rapide abnahm und gleichzeitig Statik und Nervosität deutlich anstiegen. Hinzu kamen mit TW Korkow ein Rückhalt, der im richtigen Moment heiß lief, und ein wenig Fortune, da die HSG mehrfach am Pfosten scheiterte. So gelang es den Babelsbergern das Spiel beim 28:28 sowie 29:29 auszugleichen. Dank eines starken Blocks in der Deckung gehörte der letzte Aktion dem SV. Foul, Pfiff, noch drei Sekunden auf der Uhr, Freiwurf vom Neuner: Pass-Sprung-Fackel-Treffer-Ekstase – 30:29.
Der Endstand stellte für den SV die erste und einzige Führung des Spiels dar. Daher lässt sich sicherlich vortrefflich darüber philosophieren, ob der Sieg verdient, glücklich etc. war. Am Ende des Tages ist die Ente hinten heraus fett und – Achtung Phrasenschwein – wer mehr Tore erzielt, hat verdient gewonnen. Die Landeshauptstädter ließen zu keinem Zeitpunkt die Köpfe hängen und hatten in der Schlussphase die besseren Nerven. Über die gesamte Spieldauer waren der Glaube und das Vertrauen in die eigene Spielanlage vorhanden, wodurch nie in Hektik verfallen wurde. Die intensive Vorbereitung zahlte sich aus, da man trotz Mini-Kaders das Tempo stets hochhalten konnte. Auch die taktische Handschrift von Coach Hantscher war deutlich erkennbar. In der Deckung gibt es Steigerungspotential bezüglich Kommunikation und Abstimmung bei Einläufern und Übergängen, da die Motor-Deckung dabei häufig ihre Ordnung verlor, was die HSG konsequent zu nutzen wusste.
Spielfilm: 0:2, 4:7, 7:8, 9:11, 10:12, 11:15 – 13:18, 17:23, 20:26, 23:28, 28:28, 30:29
Zeitstrafen: 3-3
Strafwürfe: 3/6-4/5
Es spielten und trafen: Korkow (TW)
Brandt 8, Schick 7/1, Frahm 4, Harnisch 4/2, Dittrich 3, Milera 2, Taxis 2,
Hantscher (n.e.)